Sie taten es erneut, aber dieses Mal zu viert
Die RV-Rentnergruppe hat sich auch im 120. Jubiläumsjahr des RV 1898 Kirrlach wieder zu
ihrer jährlich stattfindenen, mehrtägigen Rennrad-Tour aufgemacht.
Ziel war wieder Torbole, am Ufer des wunderschönen Gardasees.
Also alles wie gehabt fragt sich der geneigte Leser? Nein, mitnichten!
Aus dem bisherigen „flotten Dreier“ wurde erstmals ein „rasender Vierer“ und die Route war selbstverständlich auch eine andere.
In Anlehnung an die Tour de France wurde Reute in Tirol als „Grand Départ“ bestimmt.
Da im Gegensatz zu den Profirennfahrern jedoch kein Versorgungstross zur Verfügung stand,
mussten die, mit allen notwendigen Reiseutensilien, prall gefüllten Rucksäcke selbst
geschultert werden.
Die erste Etappe startete also von Reute aufwärts Richtung Warth und sollte durch die beiden
mondänen Skiorte Lech und Zürs über den Flexenpass sowie den fast 1800 Meter hohen Arlbergpass bis nach St. Anton führen.
Nachdem Lech erreicht war, stoppte ein heftiges Unwetter mit sintflutartigen Regen- und Hagelschauern sowie darauffolgende Murengänge die Weiterfahrt per Rennrad.
Gerade noch rechtzeitig konnte ein Linienbus bestiegen werden um das Tagesziel St.-Anton
zu erreichen.
Wie sich später herausstellte, galt die Straße kurz nach Passage des Busses als unbefahrbar
und mußte von den niedergegangenen Schlamm- und Geröllmassen gesäubert werden. Nochmals Glück gehabt!
Keiner der vier „Radler“ hatte je zuvor ein solches Naturereignis erlebt.
Den Unbilden dieses Extremwetters trotzend, wurde die zweite Etappe, gut ausgeschlafen
und bei trockener Witterung, in Angriff genommen.
Mit Blick auf das Stanzertal und auf zum Teil in Nebelschwaden gehüllte 3000er Bergmassive, ging es an Pettneu und Flirsch vorbei zunächst nach Landeck und dem Inn flussaufwärts
folgend nach Martina an der Schweizer Grenze.
Die Trinkflaschen mit frischem Wasser aufgefüllt machte die Gruppe sich auf, die Kehren zur Norbertshöhe (1405 m) und den darauffolgenden Reschenpass zu bezwingen.
Vorbei am Reschensee, mit dem weltbekannten Kirchturm und dem schneebedeckten, über
3900 Meter hohen Ortler als Fotomotiv im Hintergrund, wurde das Tagesziel Prad am
Stilfser Joch angesteuert.
Die Versuchung, den 2757 Meter hohen „Stelvio“ zu bezwingen, war mehr als gering.
Den Verlockungen eines Biergartens jedoch, mit all seinen flüssigen und festen Genüssen,
erlag man hingegen gern.
Eppan war als Zielort der dritten Etappe auserkoren. Also rollte man auf dem sanft abfallenden Etschtalradweg, vorbei an endlosen Apfelplantagen im Vinschgau, zunächst nach Meran, zum schon obligatorischen Cappuccino in der Fußgängerzone.
Die Mittagssonne erleuchtete den Geist der „rasenden Vier“, sodass sie den Weg über Bozen
wählten, anstatt wie in der Vergangenheit, den steilen und schweißtreibenden Anstieg vor
St. Pauls.
Nach der Zimmerbelegung im Hotel und ohne Gepäck auf dem Rücken, dafür jedoch mit Badehosen ausgestattet, bestiegen die unersättlichen Rentner erneut ihre Räder. Es galt die Devise: Wer als erster die Höhen über Eppan bezwingt, darf als erster das Eintauchen in den Montigglersee genießen. Dies versprach den Akteuren Abkühlung nach einem heißen Tag.
Etappe vier brachte die „Pedaltreter“ ziemlich unspektakulär an Kaltern und Trento vorbei
zum Zielort Torbole, am nördlichen Ende des Lago di Garda.
Aber halt: Was heißt schon unspektakulär?
Zum einen ist der Ausblick beim alljährlichen Kaffegenuss am Domplatz in Trento und zum anderen der unbeschreibliche Anblick, vom Passo San Giovanni kommend, auf den unten liegenden See mehr als spektakulär!
Wie auch immer, am Ziel angekommen überwog der Stolz auf die vollbrachte Leistung und entschädigte für die Strapazen wie das ständig wechselnde Panorama.
Majestätische Berggipfel im ewigen Eis und Schnee, sattgrüne Täler oder Sehenswürdigkeiten wie etwa der Kirchturm im Reschensee, das Städtchen Glurns mit seiner gut erhaltenen Stadtmauer oder die vielen anderen Postkartenmotive wurden im Gehirn abgespeichert und bleiben jederzeit abrufbar!
Wer jetzt denkt das wärs gewesen irrt.
Natürlich lagen die Hobbysportler nicht nur am Seeufer. Sie erkundeten die nähere und
fernere Umgebung auf der Suche nach radsportlichen Herausforderungen.
So führte die erste Tagesrundfahrt an den von Extremkletterern genutzten Steilwänden bei
Arco entlang über Dro nach Sarche, am Aufstieg zur spektakulären Schlucht des Sarca-Tals.
Über mehrere Kilometer schlängelt sich hier das Asphaltband, mit überhängenden Fels-formationen versehen, hoch nach Ponte Arche.
Aufs neuerliche wurde die Kondition beim Anstieg über Fiave zum Passo Balino geprüft.
Nochmals eine echte Herausforderung in der mittäglichen Sommerhitze!
Ein echter Traum für so manchen Rennradfahrer geht in Erfüllung sobald er sich auf einer
kurven- und serpentinenreichen Abfahrt befindet. So auch auf der Strecke am türkisfarbig schimmernden Tennosee vorbei, hinunter nach Tenno mit seinem prägnanten Burgturm und
weiter nach Riva del Garda.
Tags darauf gingen die vier „rasenden“ RV-Rentner auf Entdeckungsfahrt auf der westlich
des Gardasees gelegenen Straße von Riva del Garda in Richtung Süden.
Wie an einer Perlenkette reihen sich hier zum Teil kilometerlange Tunnel und Gallerien
aneinander. Nur unterbrochen von kurzen Abschnitten in denen sich kleine, dafür aber um so bekanntere Ortschaften wie zum Beispiel Limone, an die Felswände des steilen Westufers schmiegen.
Bis Maderno bewegten die Muskeln die Pedale, wandelten jede Kurbelumdrehung in Vorwärts- bewegung um sich dann, während der Schiffspassage nach Torri del Benaco auf der gegen-überliegenden Seeseite, ausruhen und erholen zu dürfen.
Unterstützt durch den bei Surfern so beliebten Südwind „Ora“ ging es auf der Ostseite des
Gardasees über Malcesine in schneller Fahrt zurück zum Ausgangspunkt in Torbole.
Die Gedanken kreisten beim abendlichen Abschiedsessen bereits um mögliche Touren für
nächstes Jahr. Es liegen ja immer noch viele nicht realisierte Vorschläge auf dem Tisch!
Zu guter letzt noch einige Angaben die nicht fehlen dürfen:
Gesamtstreckenlänge: 566 km
Höhenmeter gesamt: 4220 Hm